Robyn Gregg von
RANGER RICK (National Wildlife, USA, 2002):
Regarding electronic submissions. It is your
option to submit electronically. However, you should know that
electronic images do not compete on a level playing field with
transparencies on a light table. I don 't doubt that they are good
but they must be exceptional to go the next several steps. I do
look at them all, but pixel do not sing like silver does. Again,
it is your choice, and I will work with you.
* * *
Lea Schänker von
der Agentur Helga Lade (2002):
Für 95% aller eingesandten Datensätze von
Fotografen gilt: Der vom Fotografen benutzte Scanner hat eine sehr
merkwürdige Struktur hineingescannt, mit Quer- und Längslinien.
Dazu kommt, das die Bilder teilweise sehr verstaubt sind, die
Farben zum größten Teil kaputtbearbeitet, und der Kontrast ebenfalls
bei fast allen kaputtgezogen wurde. Diese Bilder können nur zum
geringen Teil gerettet werden. Das .größte Problem stellt die
Unschärfe dar. Jedes Bild ist so unscharf, dass man meint, ein
Weichzeichnungsfilter sei drüber gelegt worden.
Meine Vermutung bestätigt sich mehr und mehr: Fotografen haben
mit Fotoshop arge Probleme. Farben und Helligkeit und vor allem
das Stempeln sowie die Scantechnik an sich fällt eindeutig in das
Gebiet der Grafiker und Gestalter. Fazit: Sparen Sie das Geld und
gehen Sie lieber fotografieren '.
* * *
Was tun
sprach Zeus?
Filme oder Chips nehmen - analog oder digital fotografieren?
Nehmen Sie das, was Ihnen
am meisten Spaß macht.
Wenn Sie gerne am Computer
arbeiten, dann nehmen Sie Chips und machen digitale Datensätze.
Wenn Sie lieber weniger
oft am Computer sitzen, dann nehmen Sie Filme und machen Dias oder
Negative.
* * *
Wenn Schriftsteller zusammenstehen, reden sie
darüber, wie man am besten eine Figur in einem neuen Roman
anlegt, wie man die Charaktere entwickelt und wie diese im
Fortgang der Arbeit ein nicht mehr steuerbares Eigenleben
entwickeln. Sie reden nicht darüber, welche Schreibmaschine wohl
die beste ist, um darauf Romane zu tippen.
Wenn Maler zusammenstehen, dann reden sie
darüber, wie die Dominanz einer Farbe das innere Gleichgewicht
einer Bildkomposition verändert, oder wie die Abstrahierung eines
Gegenstandes die Emotionen des Betrachters in eine andere
Dimension lenken. Sie reden nicht darüber, mit welchen Pinseln
man die schönsten Gemälde schaffen kann.
Bei Naturfotografen ist das ganz anders: Die
reden nie über Naturfotografie, sondern immer und ausschließlich
über Handwerkszeug. Über Kameras, Filme und Objektive - aber nie
über Kompositionen oder darüber, wie man den Betrachter fesseln
kann.
* * *
Überlegen Sie sich, wo Sie arbeiten wollen. Am
Nord- und Südpol ist es kalt, aber gesund.
Im Dschungel kann man fantastische Fotos machen, aber es gibt dort
auch viele kleine Tiere, die den Menschen als ihre Lebensgrundlage
betrachten.
Im Dschungel können Sie 60 Würmer ins Bein unter der Haut
bekommen, die sich da Gänge graben - gleichzeitig. Sie können
Typhus, Hepatitis und Malaria bekommen - auch gleichzeitig.
* * *
Sehr geehrter Herr Pölking,
nach dem Lesen Ihres Buches »Naturfotografie:
Tiere, Pflanzen, Landschaften; Wege zur professionellen
Qualität« möchte ich mich direkt an Sie wenden.
Dem Buch konnte ich etliche wertvolle Tips,
besonders zum Bereich Ausrüstung entnehmen. Doch taucht beim
Lesen derartiger Bücher bei mir immer wieder eine Frage auf, die
ich bisher nie beantwortet fand. Wie haben all die großen
Fotografen einmal angefangen? Haben sie etwa ihre Autos verkauft,
um in eine vernünftige Ausrüstung zu investieren, mit der sich
professionell arbeiten läßt und entsprechend professionelle
Arbeiten abliefern lassen, oder sind auch sie anfangs mit weniger
und preiswerter Optik losgezogen? Mit der natürlich wiederum
gewisse Einschränkungen bezüglich der Qualität und
Möglichkeiten beim Fotografieren gegeben sind. Schwierig, wo für
Veröffentlichungen Topbilder erwartet werden und die Konkurrenz
groß ist.
Kurz und kapp: Muß ich mir jetzt eine F5, ein
4.0/600 mm Nikkor und einige weitere hochwertige Objektive
zulegen, um die Chance auf eine eventuelle Möglichkeit einer
Veröffentlichung zu haben? Wie haben Sie begonnen, um jetzt da zu
sein, wo Sie sind?
Für die Zeit zur Beantwortung dieses Briefes
bedanke ich mich jetzt schon einmal.
Mit freundlichen Grüßen aus Tönisvorst, Ihr
Matthias Landscheiten.
* * *
Sehr geehrter Herr Landscheiten,
vielen Dank für Ihr freundliches Schreiben. Die
Rolle der Ausrüstung in der Naturfotografie wird von
Fotoamateuren meistens weit überschätzt.
Ob ein Foto gut oder erfolgreich ist, hängt in
der Regel weit mehr von folgenden Faktoren ab:
1. Es sollte vom Bildinhalt her interessant sein
und Emotionen wecken.
2. Es sollte gut gestaltet sein (z.B. Goldener
Schnitt, Schwerpunkt, Perspektive, Farbkomposition, Konzentration
auf Wesentliches, also keine geschwätzigen oder überflüssigen
Bildanteile usw.).
3. Es sollte handwerklich äußerst sorgfältig
gearbeitet sein (nicht verwackelt, richtig belichtet, Schärfe
richtig gelegt, Horizont gerade, Blende optimal (nicht zuwenig,
aber auch nicht zuviel Tiefenschärfe) u.a..
Erfolg beruht auf Wissen, auf »zur rechten Zeit
am rechten Platz sein«, und auf der handwerklichen und
künstlerischen Beherrschung seines Werkzeuges.
Dazu gehört Training: Ein Pianist übt täglich
6-8 Stunden, ein Tennisspieler trainiert täglich 3-5 Stunden,
welcher Fotoamateur trainiert und übt überhaupt, und sei es nur
eine halbe Stunde täglich? Welcher Amateur versucht als Beispiel
die Lichtmessung, die Belichtungsmessung, die Graukarte, die
Spotmessung, die Integralmessung oder die Sonnige-16 zu
beherrschen, um nur einmal ein einziges, winziges Detail unter
vielen zu erwähnen.
Der Anteil der Ausrüstung am Erfolg wird vor
allen Dingen auch deshalb von Fotoamateuren gerne weit
überschätzt, weil es für das eigene Ego natürlich wesentlich
angenehmer ist, naturfotografische Mißerfolge auf fehlende, teure
technische Möglichkeiten abzuwälzen, als sie dem eigenen
handwerklichen oder künstlerischen Unvermögen, oder fehlendem
biologischen Wissen zuzuschreiben.
Neutral betrachtet ist es vielleicht so
vergleichbar: Naturfotoprofis kaufen sich natürlich die
bestmögliche Ausrüstung, ebenso wie etwa Steffi Graf sich auch
den bestmöglichen Tennisschläger kauft, ohne Rücksicht auf die
Kosten. Sie würde aber auch mit einem preiswerten,
mittelmäßigen Schläger gewinnen - wogegen ein schlechter
Tennisspieler auch mit dem besten und teuersten Schläger der Welt
nicht den Hauch einer Chance hätte, ins Wimbledon-Endspiel
einzuziehen
Daher kann man jedem, der gut und erfolgreich in
der Naturfotografie arbeiten möchte nur raten, sein biologisches
Wissen ständig zu erweitem und immer seine fotografischen -
handwerklichen wie künstlerischen - Fähigkeiten zu schulen und
weiterzuentwickeln, und nicht so sehr auf die Ausrüstung zu
schielen.
Kurz und knapp: Der Weg, über eine tolle
Ausrüstung zu großartigen und beeindruckenden Fotos zu gelangen,
ist ein Irrweg. Es geht nur über den mühsamen Weg zu versuchen,
ein toller Fotograf zu werden.
Eine Stradivari macht keinen guten Musiker, eine
elektrische Schreibmaschine keinen guten Schriftsteller, ein
goldener Meißel keinen guten Bildhauer und eine F-5 oder EOS-I
keinen guten Naturfotografen.
Leider - denn wenn, dann brauchte man keine zehn
bis zwanzig Jahre, um ein guter Naturfotograf zu werden, sondern
könnte den langen und beschwerlichen Weg erheblich abkürzen.
Etwa durch taxifahren, um die teure Ausrüstung zu finanzieren,
und hätte es dann vielleicht schon in ein bis zwei Jahren
geschafft. Sorry ...
Es würde mich freuen, wenn ich Ihnen mit diesen
Hinweisen eine kleine Hilfe sein konnte.
Mit freundlichen Grüßen, Ihr Fritz Pölking
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